Bergtour auf die Rax

Und wir schaffen es doch noch diesen Sommer! Ein Ausflug mit Wutzibutz, dem großen Bruder, Papa und Mama auf die Rax.

Ich gehe unheimlich gerne in die Berge. Um die Baumgrenze herum beginnt eine Welt, in der die Luft klarer, die Sonne stärker, und alles einfach ein bisschen anders ist. Gewaltiger. Unmittelbarer. Ohne den Schutz der Bäume fühle ich mich der Natur richtiggehend ausgeliefert. Hier kann ich mich achtsam bewegen, wenn die Bedingungen es zulassen. Es ist magisch, etwas besonderes. Und ich mag die körperliche Anstrengung.

Zu Seilbahnen habe ich ein zwiespältiges Verhältnis. Zum einen gehört der körperliche Aufwand für mich dazu. Frei nach dem Motto: wer nicht selbst raufkommt, hat hier oben nichts verloren. Allerdings erlauben die Seilbahnen auch Menschen ein Bergerlebnis, die aus eigener Kraft einfach nicht raufkönnten, selbst wenn sie es wollten. Nicht jeder schätzt diese Erfahrung und verhält sich entsprechend, aber das kann eben nicht kontrolliert werden. Als Mama eines 1-jährigen, der gerade ein paar Schritte frei gehen kann, bin ich dankbar über die Möglichkeit, mittels der Seilbahn einen Tag im Hochgebirge verbringen zu können. Der Gedanke, den bewegungsfreudigen Wutzibutz stundenlang in der Kraxn anzuschnallen, ist einfach nicht verlockend. Und der Große würde stundenlang durchjammern. Kurzum: für Familien mit Kindern sind Seilbahnen eine gute Gelegenheit, eine Verhältnis zum Berg zu entwickeln. Ich spreche aus Erfahrung, denn meine Eltern sind mit uns mehrere Salzkammergut-Urlaube hintereinander auf Dachstein, Feuerkogel, etc. hinauf. Dank der Seilbahnen habe ich die Bergluft kennen und schätzen gelernt. Das kann ich nun an mein Kind weitergeben. Und: mein wenig bergerfahrener Freund kann so auch nach und nach die österreichische Bergwelt kennenlernen.

Diesmal wählen wir einen Wochentag aus und siehe da: der Parkplatz der Rax-Seilbahn in Hirschwang ist gut aber längst nicht so überfüllt wie an dem Feiertag ein paar Wochen zuvor. Die Wartezeit zur nächsten freien Gondel beträgt weniger als eine halbe Stunde. Genug Zeit, um aufs Klo zu gehen, Wutzibutz‘ Windel zu wechseln und ihn noch ein bisschen krabbeln zu lassen. Beim Bezahlen muss ich kurz schlucken. 62,50 Euro kosten Berg- und Talfahrt (mit Ermäßigung) für zwei Erwachsene und einen 10-jährigen. Damit habe ich nicht gerechnet! Nicht gerade ein Schnäppchen für einen Familienausflug! Hoffentlich lernt Wutzibutz schnell gehen, damit wir bald keine Seilbahn mehr brauchen!

Die Mitarbeiter der Rax-Seilbahn sind durchwegs freundlich und zuvorkommend. Für Kinder gibt es beim Einstieg Traubenzucker zum Lutschen. Das macht gute Laune und hilft mit dem Druckausgleich. Dann geht’s los. Die Laubbäume werden weniger, der Nadelwald  immer lichter.

Von der Bergstation weg ist es knapp über eine halbe Stunde bis zum Otto-Schutzhaus. Das ist sehr bequem zu erreichen. Allein sind wir hier freilich nicht. Etwas oberhalb der Hütte erkenne ich ein Kreuz. Das Deinzerkreuz. Bis hierher sollten wir es mit der Kraxn schaffen. Nach einer kurzen Krabbelpause geht es also weiter. Papa trägt den Wutzibutz nun am Rücken. Links geht sind ein paar Latschen, dann fällt die steile Felswand schroff hinab. Schön rechts gehen. Wutzibutz findet’s lustig. Der Große sowieso. Mein erstes Mal am Berg mit Kindern ist definitiv anders als zuvor allein. Es sind noch andere Sachen zu bedenken. Aber alles ist gut. Vielleicht eine Spur weniger entspannt ob der Felswand und der teilweise speckigen Steine, die es hinaufzuklettern gilt.

Beim Deinzerkreuz angekommen gibt es eine Mittags- oder Jausenpause. Essen zwischendurch ist immer wichtig für die Laune des Großen und vom Papa. Wutzibutz isst eifrig mit vom Nudelsalat. Und er muss natürlich auch gehen üben. Die Sonne scheint warm vom strahlend blauen Himmel an diesem vielleicht letzten richtig warmen Sommertag dieses Jahr. Herrlich hier oben!

Hinunter wählen wir einen anderen Weg. Ein älterer Herr kommt uns entgegen. Ob wir es mit dem Tragerucksack durch die Latschen schaffen. Keine Ahnung. Das werden wir schon sehen. Aja, das hat er gemeint. Die Latschen, durch die der Weg führt, werden immer dichter. Irgendwann wachsen sie über den Weg drüber. Jetzt trage ich Wutzibutz und muss fast auf die Knie gehen, um durchzukommen. Ein stacheliger Märchenwald. Ein Abenteuer. Der Große hat seinen Spaß und Wutzibutz lacht mit – ob über meine Kommentare oder die Nadeln rundherum weiß ich nicht. Lustig ist’s für alle Beteiligten. Und ja! Wir schaffen es durch die Latschen!

Wir beschließen, unsere reservierte Talfahrt um 14:08 sausen zu lassen. Ich hatte sowieso von Anfang an den Eindruck, dass die anvisierte Zeit zu früh sein würde. Aber der Große wollte nur ja nicht zu lange oben bleiben. Ach, die Vor-Pubertät! Jetzt hat er doch so einen Spaß am Berg, dass er die Zeit vergisst. Wir statten auch noch dem Alpengarten unterhalb vom Ottohaus einen Besuch ab. Am Weg dorthin gibt es links und rechts des schmalen Trampelpfades wilde Himbeeren und sogar eine klitzekleine Erdbeere. Die Schätze der Natur.

Alle ernten wir dann doch nicht ab, um anderen noch ein bisschen etwas übrig zu lassen. Auch wenn Wutzibutz auf meinem Rücken gar nicht genug bekommen kann. Früher hätte ich um so einen Alpengarten einen Bogen gemacht. Es hat mich nicht wirklich interessiert. Mit dem 10-jährigen ist es aber ganz interessant die deutschen und lateinischen Namen einiger Alpenblumen und Kräuter zu studieren. Am Ende gibt es sogar noch so viele Edelweiß auf einem Haufen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Es lohnt sich doch tatsächlich, mit Gewohnheiten zu brechen, Mama!

Ja und die Mama, die alle immer ermahnt, nur ja gut auf ihre Tickets aufzupassen, hat ihre Karte am Ende irgendwo oben beim Deinzerkreuz verloren. Zum Glück ist die Rechnung noch im Geldbörsel und ich muss keine neue Karte kaufen. Verschieben können wir die Talfahrt dann auch noch um eineinhalb Stunden und gemütlich an der Bergstation in der warmen Sonne zu Mittag essen. Oder ist das jetzt schon die Jause? Auf jeden Fall bietet sich die Gelegenheit für einen Germknödel mit Butter und Mohn.

100 Euro sind wir für den Familienausflug so locker los – exklusive Anfahrtskosten. Nicht wenig. Ich sehe es dennoch als Investition, die sich für die Kinder sicher eines Tages lohnen wird. Mein Wandererherz ist jedenfalls am Ende des Tages erfüllt, trotz des Staus am Rückweg nach Wien, den wir zwar umfahren, uns aber auch VER-fahren. Auch egal! Ich ärgere mich nicht. Im Gegenteil. Ich bin so dankbar, das wir tatsächlich eine kleine Bergtour geschafft haben! Vielleicht kommt ja schon nächstes Jahr die erste Hüttenübernachtung für Wutzibutz…

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