Eine Schwangere auf Reisen

Mit Baby im Bauch zu reisen hat seine Vorteile…

Ich bin schon viel gereist in meinem Leben, war oft und lange Zeit in Südamerika – doch diesmal ist etwas anders: ich bin nicht allein unterwegs. In meinem Bauch wächst ein Baby, und das verändert alles! Als ich mein Ticket buche, bin ich noch nicht schwanger, doch das Timing könnte kaum besser sein. Ich bin am Ende der 12. Woche, als ich den Flug über Madrid und Buenos Aires nach Ushuaia antrete.

Bereits am Flughafen in Wien komme ich in den Genuss kürzerer Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle, da es für Menschen mit speziellen Bedürfnissen (Schwangere ebenso wie Business Class Reisende, Crew und körperlich Behinderte) eine eigene Schlange gibt. Im Nu bin ich durch.

Etwa 12 Stunden dauert der Flug von Madrid nach Buenos Aires. Am Gate in Madrid bitte ich um einen Platz mit mehr Fußraum. Das würde über 50 Dollar kosten, doch die Mitarbeiterin meint, der Flieger sei nicht voll und ich solle einfach mit dem Bord-Personal sprechen. Tatsächlich darf ich im Flieger Platz wechseln und habe zwei Fensterplätze für mich allein, wo ich sogar halb liegend schlafen kann. Meine Frauenärztin hat mir Nattokinase empfohlen – das schmiert die Blutgefäße von innen und sorgt u.a. Thrombose vor. Da während der Schwangerschaft mehr Blut durch die Gefäße gepumpt wird, ist angeblich das Risiko höher. Nattokinase ist ein Naturheilmittel, ein Enzym aus Japan, das gegen Herz- und Gefäßerkrankungen angewandt wird. In Österreich ist es im Handel nicht erhältlich, im Internet aber ohne Probleme zu bestellen.

Obwohl ich so gut wie möglich auf meine derzeitigen Bedürfnisse eingehe, ist die Reise anstrengender als sonst. Mein Körper ist schließlich innen drinnen mit vielen anderen Dingen gefordert. Zwei Ausnahmezustände auf einmal. In Buenos Aires muss ich mitten in der Nacht Flughafen wechseln und dann noch fünf Stunden auf meine Weiterreise warten. Leider habe ich das beim Buchen übersehen bzw. dem nicht sonderlich viel Beachtung geschenkt. Es wäre besser gewesen, ein oder zwei Nächte in Buenos Aires zu bleiben, auszuschlafen, mich an die Zeitumstellung zu gewöhnen – und ein bisschen die Stadt mit ihren (kulinarischen) Besonderheiten zu genießen, obwohl ich als Schwangere wegen des Toxoplasmose Risikos ein Steak nur gut durch essen dürfte. Derzeit ist mein Fleischhunger – vor allem für eine Vegetarierin – sehr groß. Als ich am kleinen Flughafen vier Sessel eines geschlossenen Fastfood-Restaurants nebeneinander stelle, um mir einen kleinen Schlafplatz zu bauen, denke ich wehmütig an die vielen Lokale (und Hotelbetten) in der Stadt. Irgendwie schlafe ich zwei Stunden, leider direkt unter einer der Klimaanlagen. Das bemerke ich erst, als meine Nase immer mehr verstopft. Die zwei Tage in Ushuaia versuche ich mich zu schonen. Von hier geht es weiter nach Chile – da die gebuchte Überfahrt mehrmals verschoben und schließlich abgesagt wird, fahre ich am Ende mit einem Segelschiff.

Die Organisiererei und Fahrt nehmen den ganzen Tag und viel Kraft in Anspruch. Bis zum Abend bin ich richtig erkältet. Die nächsten drei Tage verbringe ich hauptsächlich im Bett und versuche, mich auszukurieren. Schade! Gerne hätte ich zumindest ein paar leicht Wanderungen auf der Insel gemacht. Hier ganz im Süden von Chile ist die Natur spektakulär und ganz anders als bei uns. Daraus wird diesmal nichts. Doch das ist nicht weiter tragisch. Mit der Schwangerschaft geht eine Gelassenheit einher, wie ich sie nicht kenne. Das Wichtigste ist das Baby, der Rest steht hinten an. Die Natur reguliert meine Emotionen und Gedanken mit Hilfe von Hormonen und macht aus mir … eine Mutter. Ich konnte mir früher nur schwer vorstellen, wie stark sich die Prioritäten verschieben und Tatsachen wie der Verzicht auf schöne Wanderungen oder gar einen Ausritt auf der Insel keinen Verzicht im eigentlichen Sinn bedeuten. Es ist nun Mal so. Dafür liege ich Abends im Bett und betrachte zufrieden, wie mein Bauch langsam immer dicker wird.

Bei meiner Weiterreise nach Lima zwei Wochen später bin ich ausgeruht, gestärkt, und freue mich darauf, den Papa des Babys wiederzusehen. Wieder nehme ich die Vorteile des Schwangerseins nur allzu gern in Anspruch. Die Schlange am Flughafen in Ushuaia ist recht lang. Eine Flughafen-Mitarbeiterin fragt die Wartenden nach ihrem Ticket und kontrolliert, ob auch jeder richtig ist. Als sie zu mir kommt, frage ich gleich, ob ich als Schwangere vor kann. Fünf Minuten später ist sie wieder bei mir und nimmt mich mit zu einem freien Schalter. Noch dazu darf ich – wie schon am Herflug – in der ersten Reihe mit mehr Platz zum Ausstrecken der Beine sitzen. Herrlich!

Da ist der Weiterflug nach Lima ein Klacks – und bei der Heimreise zwei Wochen später bin ich schon eine geübte schwangere Reisende.

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